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Wie sieht eine funktionale Kuh aus?

13. März 2023

Wie sieht eine funktionale Kuh aus?

Tierbeurteilung Gr 2

Wie sieht eine funktionale Kuh aus? – Tierbeurteilungswettbewerb im Landkreis Stade

Harsefeld. Über 30 Auszubildende der Landwirtschaft und Mitglieder des Jungzüchterclubs Stade, der Nachwuchsorganisation des Rindviehzuchtverbandes Masterrind, beurteilten Kühe um die Wette. 

Dabei ging es darum, nach einem festgelegten Schema 23 Einzelmerkmale des Exterieurs (äußeres Erscheinungsbild) einer Kuh mit ein bis neun Punkten zu beschreiben und im zweiten Teil eine Rangierung der Tiere nach deren Gesamteindruck vorzunehmen.

Die Vorbeurteilung der sechs Kühe nahm Oliver Lauschke, einer von sieben Kuhklassifizierern der Masterrind in Niedersachsen, gemeinsam mit Jörn Schulz von der BBS III Stade vor. 

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Merkmalen, die das Euter beschreiben. „Bei gleichmäßigen Eutern mit korrekter Strichstellung setzt das automatische Melksystem einfach viel zielsicherer an“, so Gastgeber Ulrich Alpers. Dieses findet in Zukunft im Merkmal Euterbalance seinen Niederschlag. Auch bisher kannte man als Mangel ein Stufeneuter, jetzt wird die Ausprägung beschrieben. Optimal ist ein vorne und hinten gleich hoher Euterboden. Dann ist ein zügiges und vollständiges Ausmelken gegeben, weil das Melkzeug gerade positioniert ist. So werden Euterentzündungen vermieden. 

Die Zuchtwertschätzung (ZWS) unterliegt einer kontinuierlichen Veränderung je nach technischen Möglichkeiten und wirtschaftlichen Bedingungen. Merkmale, wie der Milchcharakter haben ausgedient. Es hat sich gezeigt, dass dieses Merkmal Tiere bevorzugt, die manchmal nicht so stabil sind. Sie könnten zwar vom Potential her viel Milch geben, fressen aber oft zu wenig, weil sie sich gegen massigere Herdengefährtinnen nicht so gut behaupten können. Schulz: „Ein Vergleich von Marathonläufer und Bodybuilder beschreibt die Verhältnisse ganz gut.“ Das erwünschte Tier kombiniert beide Eigenschaften. Als neues Merkmal wird daher die Rippenstruktur in den Index aufgenommen. Beurteilt werden die Wölbung und der Winkel der Rippen. Ziel ist ein großer Brustkorb der Atem- und Kreislauforgane beherbergt sowie viel Platz für die Verdauungsorgane bietet.

Bei der folgenden Betriebsbesichtigung erläuterten Ulli und Melanie Alpers ihren topmodernen Kuhstall mit viel Kuhkomfort, der durch ein großzügiges Platzangebot, Luftraum und eine hohe Technisierung geboten wird. „Wir gehen bis zu den Kühen“ sagen Harsefelder Spaziergänger zu ihren Kindern, weil diese die Tiere im geräumigen Laufhof sehen möchten. Dort wird gerne die elektrische Kuhbürste zur Fellpflege genutzt und gefressen wird ebenfalls bevorzugt im Freien. „Hier ist die Silage immer zuerst verbraucht“ hat Auszubildender Tjark Weber festgestellt. Gemolken wird in einem AMS – Automatisches-Melk-System, landläufig Melkroboter genannt. Dieser ermöglicht den Kühen, einen individuellen Tagesablauf. Im freien Kuhverkehr lassen die meisten sich etwa dreimal täglich melken, um über 35 kg Milch am Tag abzuliefern. Schließlich gibt es dort auch eine kleine Menge wohlschmeckendes Kraftfutter als Dessert abzuholen. Doch auch für eine ständige Verfügbarkeit der Grundration ist durch einen automatischen Futteranschieber gesorgt. An acht Terminen je Tag (und Nacht) drückt er das Futter in Richtung der Tiere und animiert so zu hoher Futteraufnahme. Für die Sauberkeit ist ein akkubetriebener Spaltenschieber tätig, der ständig zwischen den Kühen auf genau geplanten Routen umherfährt und die Fußböden reinigt. Das sorgt unter anderem für trockene und gesunde Klauen der Tiere. Zu guter Letzt legen sich die Kühe ca. 14 Stunden in bequemen, weil dick eingestreuten, Tiefboxen ab, um auszuruhen und wiederzukauen. In dieser Zeit wird ein Großteil der Milch produziert. 

Trotz aller neuen Beschreibungsversuche bleibt eine gute Kuh nach wie vor eine gute Kuh. Das haben die Züchter schon immer gewusst. Den Blick dafür zu schärfen, ist das Ziel des Tierbeurteilungswettbewerbes und der Ausbildung von Tierhalten. 

Am Ende zeichnete Jungzüchtervorsitzende Johanna Meier beim Schnitzelbüffet die Teilnehmer*innen mit den geringsten Abweichungen zur Vorbeurteilung mit vielen Sachpreisen örtlicher Sponsoren des landwirtschaftlichen Sektors aus.

Leistungsgruppe 1 bis 15 Jahre 2 Tiere:

  • Lille Kröger, Ahrensmoor
  • Anton Brinkmann, Bokel
  • Thies Mizera, Griemshorst

Leistungsgruppe 2 über 15 Jahre und Auszubildende 3 Tiere:

  • Jessica Reese, Ohrensen
  • Pia Bösch, Nindorf
  • Mirja Alpers, Griemshorst

Jörn Schulz, BBS III Stade. Weitere Infos unter: www. bbs3stade.de

Fotos: Schulz